MSCMM
Architektur&Nachhaltigkeit

FALLING STONE

Ferienhaus in Portugal | BA1
mit Robin Quittek, Jann Wiegand und Andreas Zahn

Aufgabe
Im portugisischen Naturschutzgebiet Peneda-Gerês soll ein Rückzugsort für ein Schriftsteller-Ehepaar entstehen.  Gefordert ist ein gedämmter Sichtbetonbau im Stil von Ludwig Mies van der Rohe, der sich in die durch den Weinbau terrassierte Landschaft eingliedern soll und somit einen Höhensprung von drei oder sechs Metern überwinden muss. 

Lösung
Nicht nur auf Mies van der Rohe, sondern auch auf Frank Lloyd Wright bezieht sich unser Entwurf, eine Fusion die Spannung schafft zwischen gerichteten Ausblicken und ruhigen Rückzugsorten. Die stark leitende Wand vor dem Eingangsbereich imitiert nicht nur die Architektur von Mies van der Rohe und seine berühmten Wandscheiben, sondern versperrt auch den Blick auf die Landschaft; bildet mit der gegenüberliegenden Felswand eine Schlucht, die den Besucher einfängt. Auch im Flur des Erdgeschosses bleibt der Fokus auf dem rauen Felsen oberhalb des Gebäudes. Ein Gästebad bietet die Möglichkeit, im raumhohen Fenster vor der Felswand zu duschen und der angrenzende Innenhof unterstreicht mit seiner Klarheit und Tristess die Spannung zwischen Sichtbeton und Naturstein. Nur von oben belichtet und erreichbar durch eine schmale Drehtür ein Ort der absoluten Besinnung.
Erst im Wohnbereich, dem größten Raum des nahezu türlosen Gebäudes, öffnet sich der atemberaubende Ausblick über das Naturschutzgebiet. Das rieisge seitliche, an einen kleinen Dachgarten angrenzende Fenster verbleibt ungeachtet - gegen die Verglasung nach Süden, die den  Blick lenkt auf ein Tal, unter dem Betrachter zunächst mehr als zehn Meter bis zum Boden und dann weiter den Hang herunter blicken können. Ein etwas gelassenerer Ausblick bietet die schmale Bibliothek mit schlichten Lese- und Arbeitsplätzen, die den Fokus zurück auf die Arbeit der bewohnenden Dichter lenkt. Entlang einer selbstverständlich ebenfalls aus Sichtbeton erstellten Wand wendelt sich die Treppe zur Küche runter. Zwischen einem großen Vorbereitungsbereich und der umlaufenden Dachterrasse ist vor allem die den Grill beinhaltende Wand die einzige Barriere zur freien Natur. Sie zieht sich durch das gesamte Gebäude und verbindet alle Feuerstellen zum Heizen und Zubereiten der Mahlzeiten. Hier wird sofort der Einfluss Frank Lloyd Wrights und seiner zentralen Kaminwand deutlich. Es gibt lediglich zwei weitere Wände in dieser Etage: sie verschließen teilweise gezielt den Blick auf die Landschaften und fokussieren auf das Kochen und Genießen der Speisen, wohingegen alle anderen Raumgrenzen aus öffenbaren Verglasungen und filigranen Absturzsicherungen aus Stahl jegliche Barriere gegenüber dem Tal annihilieren.

Begibt man sich eine weitere Treppe hinab, erreicht man an deren Ende den reinen Blick auf die gemauerte Natursteinwand hinter dem Gebäude. Ein Podest runter und der Blick öffnet sich wieder dem Tal, doch wird ein dazwischen liegender Pool offenbar, der sich durch das Hauptbad und über eine angrenzende Terrasse erreichen lässt. Das Wasserbecken bildet neben einem großen Hauptbereich auch eine Schwimmbahn aus, in der es sich sogar über die Abbruchkante hinwegschwimmen lässt. Das Schlafzimmer verbirgt sich jenseits des Treppenkerns und der angrenzenden Kaminwand, in die auch ein Schrank eingelassen ist. Dabei wirkt das gesamte Gebäude durch die herausragenden Deckenplatten an dieser Stelle, als schwebe es über dem Wasser. Hier spielt die horizontale Scheibe Ludwig Mies van der Rohes, die mit filigranstem Tragwerk auskommt, und die Masse des über dem Fluss schwebenden Falling Water von Frank Lloyd Wright, überein. Mit dem Titel Falling Stone vereint sich der Anspruch und der Erfolg dieser Arbeit sowohl im Bezug auf den einzigartigen Ort, die  Imitation der berühmten Vorbilder und der Poesie der Bewohner.

Die Kritik war überaus positiv und der Entwurf wurde besonders mit den Worten "Sie haben Mies [van der Rohe] wirklich verstanden" gewürdigt. Die Autoren sind sich auch heute noch einig, dass es sich um eine äußerst umsetzungswürdige Architektur handelt, obwohl es bereits im ersten Bachelorsemester entwickelt wurde.

Betreuung
Lehrstuhl für Baukonstruktion, Entwerfen und Materialkunde
Prof. Annette Hillebrandt | Petra Riegler-Floors | Mareijke Hülsmann
Bergische Universität Wuppertal

Grundriss Erdgeschoss mit Eingangsbereich, Gästebad, Wohnbereich und Bibliothek





 
 
 
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