MSCMM
Architektur&Nachhaltigkeit

ÖKOLOGISCHE NACHVERDICHTUNG NEUSS WECKHOVEN

mit Jonathan Lunkenheimer | 2016 | BA5

Aufgabe
Der Stadtteil Weckhoven ist ein überwiegendes Wohngebiet mit Reihen- und Zeilenbebauung außerhalb von Neuss, die Metropolen Düsseldorf und Köln liegen lediglich eine halbe Stunde entfernt, es gibt gute Autobahn-, Bus- und Zuganbindung. Die Hauptstraße war als durchgehende Bundesstraße geplant, wurde aber nicht vollendet. Die nun nur zweispurige Straße mit breiten Grünstreifen und Parktaschen endet wenige hundert Meter nach den bebaubaren Grundstücken in einer Sackgasse. Infrastrukturelle Einrichtungen befinden sich am anderen Ende des Stadtteils.
Die städtebaulich störenden Elemente sind vor allem die großen ungenutzten Grünflächen sowie diverse Garagenhöfe am Straßenrand. Auch die Grünflächen der westlich liegenden Reihenhäuser sind gegenüber der Wohnfläche zu groß. Um den hohen Bedarf an bezahlbarer Wohnfläche auch im Einzugsgebiet von Großstädten decken zu können, ist es notwendig die lockere Bebauung stark zu verdichten. Sozial geförderte Wohnungen und Wohneinheiten für junge Familien, aber auch Singlewohnungen und altersgerechtes Wohnen sind in Weckhoven begehrt und von der Wohnungsbaugenossenschaft gewollt.

Lösung
In der ersten Bauphase werden die bestehenden Backstein-Zeilenbauten gedämmt und an den fensterlosen Kopfseiten um geschwungene Gebäudeteile erweitert. Die lose auf freiem Feld stehenden Bestandsgebäude werden somit der Straße angenähert und bilden halböffentliche Innenhöfe. Während sich die Wohnungsgrundrisse an den vorhandenen Raumaufteilungen orientieren, befinden sich im Erdgeschoss nun auch drei Kleingewerbe, eine Gastronomie und Räume für Müll, Fahrräder und Kinderwägen. An den Schnittstellen ist im angrenzenden Treppenhaus das Mauerwerk sichtbar, es werden Durchbrüche geschaffen um einen Teil der Bestandswohnungen barrierefrei zu erschließen. Die Treppenhäuser werden massiv ausgebildet und ermöglichen so, den restlichen Neubau als reinen Holzbau umzusetzen.

Die Nachdämmung wird als vorgehängte hinterlüftete Fassade ausgeführt, die neue Dämmung als dampfdiffusionsoffenes System. Beide werden mit Sperrholz verkleidet, das aus Brandschutzgründen horizontal in regelmäßigen Abständen von Blechen unterbrochen wird. In der nächsten Bauphase wird das Hybrid-Gebäude um ein nach innen gerücktes Geschoss erhöht. Hier finden jeweils 12-15 barrierefreie Minimal-Wohnungen mit Balkon Platz, die zum altersgerechten Wohnen, als Wochenunterkunft oder Gästezimmer der Genossenschaft dienen können. Wegen der geringen Größe wird jeweils ein Gemeinschaftsbereich mit Aufenthaltsmöglichkeit, großzügiger Küche und Veranstaltungsraum eingerichtet. Zur Eingliederung ins Gesamtbild und als Sonnenschutz werden vor den Laubengängen bewegliche Lamellen angebracht, die durch die unregelmäßige Anordnung alle 5 Meter eine Öffnung bieten, die breit genug ist um neben den beiden Treppenhäusern einen dritten Rettungsweg zu ermöglichen.
Alle Garagenhöfe werden entfernt und alle notwendigen Stellplätze in Parkhäusern untergebracht. Ausgeglichen wird die nötige Oberflächenversiegelung durch ökologische Maßnahmen. Über der Tiefgarage östlich der Gebäude, die ein Blockheizkraftwerk beinhaltet, werden Anbauflächen für ein Urban Gardening Konzept zur Verfügung gestellt. Auf dem Parkhaus auf der anderen Straßenseite unterstützen Photovoltaik-Elemente die niedrige Stromproduktion des Kraftwerks. Beide versorgen Ladestellen für Elektroautos in den Tiefgaragen, die durch Filtermauerwerk bzw. Lichthöfe natürlich belüftet werden und somit keine technische Abluftanlage benötigen. Dank der kompakten Bauweise der Parkflächen wird ein Grundstück frei, das mindestens 24 weitere Wohnungen beinhalten könnte. Das Urban Gardening Konzept beinhaltet die Organisation durch einen Verein, Anbauflächen für Kleinbauern und Privatleute, aber auch die Nutzung nicht benötigter Gartenflächen der Reihenhäuser. Durch die Gastronomie und das Kleingewerbe ist ein Vertrieb auch außerhalb des Vereins möglich, sodass sogar ein Gewinn erzielt werden könnte. Der größte Vorteil ist neben den ökologischen und kommerziellen Aspekten jedoch die Aufwertung des Wohngebiets und die Verbesserung der Infrastruktur für die vielen dort lebenden älteren Menschen. Trotz einer Nachverdichtung auf deutlich über 250% der vorhandenen Wohnfläche verbessern die geplanten Maßnahmen also die Lebensqualität aller Anwohner.

Der Entwurf wurde beim Wettbewerb Stundenten | Gestalten | Zukunft vom Bundesverband für Altbauerneuerung e.V. eingereicht. Als eines der besten 9 Teams wurden wir zur bautec-Messe nach Berlin eingeladen und durften die Arbeit ausführlich einem Fachpublikum präsentieren.

Betreuung
Lehrstuhl für Entwerfen und ökologisches Bauen
Prof. Rainer Scholl | Dipl.-Ing. Sabina Hauers
Bergische Universität Wuppertal


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